Alpencross Vater & Sohn – Tag 1: Von München nach Sterzing (180 km, 2.100 hm)
Mein Sohn Paul (15) und ich haben uns erneut auf eine Alpenüberquerung begeben – diesmal als sportliche Vater-Sohn-Tour mit Rennrad und Gravelbike. Für uns nichts Neues: ich bin ausgebildeter MTB-Guide und schon viele Male mit Rennrad, MTB und Gravelbike über die Alpen gefahren. Auch Paul kennt das Abenteuer, denn mit gerade mal 9 Jahren hat er bereits einen MTB-Alpencross gemeistert. Diesmal wollten wir eine schnellere, intensive Variante fahren – er mit dem Trek Madone SL6, ich mit dem Trek Checkpoint SL7.
Die Route: Von München nach Sterzing
Der erste Tag führte uns auf ca. 180 km und 2.100 Höhenmetern von München bis nach Sterzing in Südtirol. Die Strecke ist nicht nur sportlich fordernd, sondern führt auch durch geschichtsträchtige Regionen:
- Sylvenstein-Speicher: Statt über den Tegernsee wählten wir die Strecke über den Sylvensteinsee. Diese Route ist ruhiger, landschaftlich eindrucksvoll und führt durch das Isartal. Der Sylvenstein-Speicher wurde in den 1950er-Jahren als Hochwasserschutz für München gebaut und ist heute ein beliebtes Ausflugsziel mit türkisblauem Wasser und fjordähnlichem Charakter.
- Achensee: Der größte See Tirols liegt eingebettet zwischen Karwendel und Rofan-Gebirge. Schon im 19. Jahrhundert wurde er touristisch erschlossen, als die Achenseebahn Gäste direkt von Jenbach zum See brachte. Heute ist er ein Hotspot für Wassersport, Wandern und Radsport.
- Innsbruck & Olympiaworld: Innsbruck war gleich zweimal Austragungsort der Olympischen Winterspiele (1964 und 1976). Heute erinnert die Olympiaworld mit Hallen und Stadien daran, ebenso wie die Bobbahn in Igls, die noch in Betrieb ist.
- Wipptal: Zwischen Innsbruck und Brenner zieht sich das Wipptal, geprägt von uralten Handelswegen. Schon die Römer nutzten die Route, und bis heute ist es einer der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen Europas.
- Brennerpass: Mit 1.370 m der niedrigste und wichtigste Alpenübergang zwischen Österreich und Italien. Die Römer bauten hier die Via Claudia Augusta, eine Handelsstraße von der Donau bis zur Adria. Später entstand die Brennerbahn (1867) – eine technische Meisterleistung. Heute dominiert die Brennerautobahn (seit 1971), die „Lebensader Europas“ genannt wird.
- Sterzing (Vipiteno): Unser Etappenziel. Einst ein Zentrum des Bergbaus, heute eine charmante Kleinstadt mit farbenfrohen Fassaden, historischem Stadtkern und italienischem Flair. Perfekt, um nach einem langen Tag in den Alpen anzukommen.
Tipp: Abfahrt vom Achensee ins Inntal
Normalerweise führt die Route vom Achensee hinunter nach Jenbach, wo man auf den Inntalradweg wechselt. Ich habe mich diesmal aber für eine Alternative entschieden, die mir deutlich besser gefallen hat:
- Vor Jenbach rechts abzweigen und über Schloss Tratzberg und Stans fahren.
- Dort stößt man auf den Radweg entlang der Bahnlinie Richtung Schwaz und Innsbruck.
- Der Abschnitt ist ruhiger, landschaftlich schöner und kam mir persönlich schneller und flüssiger vor.
Strava-Daten Tag 1
- Distanz: 177,8 km
- Höhenmeter: 2.084 m
- Bewegungszeit: 9:24 h
- Durchschnittsgeschwindigkeit: 18,9 km/h
- Max. Geschwindigkeit: 73,9 km/h
Räder & Ausrüstung
Paul fuhr die Etappe auf seinem Trek Madone SL6, einem pfeilschnellen Rennrad, während ich das Trek Checkpoint SL7 wählte – ein vielseitiges Gravelbike mit dem Extra-Komfort für lange Tage im Sattel.
Gefilmt wurde der Tag mit der Insta360 X5. Ihre 360°-Perspektive bringt völlig neue Blickwinkel ins Video und macht die Tour noch einmal erlebbarer. Ergänzt wurde das Setup durch den Garmin Edge 1040 für Navigation und Leistungsdaten.
Alpencross & der Gardasee als Ziel
Heute ist der Gardasee eines der beliebtesten Ziele für Alpencrosser – mit mediterranem Klima, Olivenhainen und italienischer Gelassenheit. Doch das war nicht immer so: der Tourismus am Gardasee begann im 19. Jahrhundert, als wohlhabende Europäer die Region als Erholungsort entdeckten. Richtig populär wurde der Gardasee in den 1950er-Jahren mit dem aufkommenden Autotourismus.
Auch der sportliche Trend der Alpencrosse mit dem Mountainbike startete in den 1980er- und 90er-Jahren. Anfangs waren es nur einige wenige Pioniere, doch bald entwickelte sich der Gardasee zum Mekka für Radfahrer. Heute gibt es unzählige Routen und Varianten – von der klassischen Via Claudia Augusta bis hin zu anspruchsvollen Enduro- oder Rennrad-Transalps.
Fazit zu Tag 1
Die erste Etappe unseres Alpencross war nicht nur sportlich fordernd, sondern auch voller Eindrücke: türkisblauer Sylvensteinsee, das alpine Panorama am Achensee, olympische Geschichte in Innsbruck, Jahrhunderte alte Handelswege im Wipptal und die Ankunft in der mittelalterlichen Altstadt von Sterzing.
Und das Schönste: all das gemeinsam mit Paul zu erleben, der mit 15 Jahren eine solche Herausforderung meistert. Ein großartiger Auftakt für unser Vater-Sohn-Abenteuer!
Video – Tag 1 unseres Alpencross
Den kompletten Tag haben wir auch im Film festgehalten – aufgenommen mit der Insta360 X5. Hier geht’s direkt zum Video:
Ausblick auf Tag 2
In wenigen Tagen geht es weiter mit Tag 2: von Sterzing in Richtung Gardasee. Noch mehr Alpen, noch mehr Geschichte – und natürlich wieder jede Menge Radkilometer. Bleibt dran!